So begeistern Sie Ihre Interessenten bei der Besichtigung

Den Verkauf Ihrer noch selbstbewohnten Immobilie sollten Sie wie ein Projekt sehen und auch dementsprechend angehen. Jedes Projekt wird geplant und durchstrukturiert. Es wird vorbereitet, durchgeführt und nachbereitet. In Ihrem Falle ist das Projektziel ein Verkauf der Immobilie innerhalb des geplanten Zeitraumes, wobei der endgültige Verkaufserlös nicht hinter Ihren eigenen Erwartungen bleiben darf. Es sollte eher ein Plus im niedrigen bis mittleren vierstelligen Eurobereich übrig bleiben. Doch dafür müssen Sie auch etwas tun. Sie müssen Manpower, Ideenreichtum und Innovation investieren, um Ihre Immobilie ansehnlich, sozusagen präsentabel zu machen. Das gehört in die Phase der Vorbereitung. Wenn die interessierten Käufer zur Objektbesichtigung kommen, dann müssen sie eine ansprechende Immobilie vorfinden, die sie buchstäblich beeindruckt. Alles, was Sie an Optik aufhübschen oder an Kleinigkeiten verschönern, muss gekonnt, geradezu professionell wirken.

Der erste, in diesem Falle der äußere Eindruck der Immobilie, ist sehr wichtig. Das gilt sowohl für die Hausfassade als auch für den gepflegten Eingang mit Vorgarten. Abgetretene oder gesplitterte Gehwegplatten sind ein No-Go, ebenso wie das Umherliegen von Laub oder Geäst. Der Rasen im Vorgarten muss keine Wimbledon-Kürze haben, jedoch regelmäßig geschnitten wirken. Dass sowohl die Dachrinne als auch das Abflussrohr an der Hauswand rostfrei und gestrichen sind, fällt besonders ins Auge. Das alles kostet Sie eher Zeit als Geld.

Für die Wohnräume im Erd- und Obergeschoss gilt ganz allgemein, dass sie gepflegt, aufgeräumt und gleichzeitig bewohnt wirken. Bewohnen ist normal, denn das möchte der Immobilienkäufer anschließend auch. Sie sollten sich in seine Situation hineinversetzen und sich fragen, was Sie an seiner Stelle erwarten würden, wenn Sie die, in diesem Fall Ihre eigene, Immobilie kritisch betrachten würden. Für die Hausfrau steht die Küche im Fokus, für den Hausherrn eher die Technik für die Energien Strom, Heizung und Warmwasser. Es kann offen und transparent wirken, wenn einige Bedienungs- oder Installationsanleitungen parat liegen. Sie wissen nicht, welche Fach- oder Laienkenntnisse Ihre Besucher haben. Die einen wird es begeistern, andere sehen drüber weg. Die Küche muss blitzen, alles muss funktionieren; denn die Hausfrau entscheidet mit, wenn es um das letztendliche Ja oder Nein geht.

Im Bad sowie im Gäste-WC sind Hygiene und Sauberkeit das oberste Gebot. Es lohnt sich, wenn Sie die gekachelten Wände vor dem Besuch nochmals kurz abledern. Geschickt dekorierte flauschige Handtücher, deren Farbe mit den Wandkacheln korrespondiert, machen einen wohnlichen und sympathischen Eindruck. Das Wohnzimmer sollte gemütlich wirken. Dazu trägt eine gekonnte Beleuchtung bei. Lichtdimmer sowie getrennt schaltbare Stehlampen und Tischlampen sorgen für eine ruhige Atmosphäre. Die Einrichtung muss nicht wertvoll sein, sondern gekonnt eingerichtet wirken. Frische Topfpflanzen oder Schnittblumen kommen auch heute noch besser an als künstliche Blumen und Pflanzen. Das Schlafzimmer gilt als intimer Raum. Es wird so akzeptiert, wie es ist. Hier hat ohnehin jeder seine eigene Vorstellung, und diese Individualität wird auch Ihnen zugestanden. Sauber geputzte Fenster sind eine Selbstverständlichkeit. Alle Innenräume sollten so gut gelüftet sein, dass Ihr Besuch nicht merkt, ob Sie ein passionierter Raucher oder Nichtraucher sind. Und auf Raumspray, Duftöl oder Duftlampen sollte komplett verzichtet werden.

Zu einem freistehenden Haus gehört der dahinter liegende Garten, der oftmals ein Mix aus Nutz- und Ziergarten ist; versehen mit Bäumen, Sträuchern und einem Terrassenaustritt vom Wohnzimmer aus. Wenn Sie mit Ihrem Besuch aus dem Wohnzimmer auf die Terrasse treten, dann muss das einen optischen Aha-Effekt auslösen; mit sauberer Terrasse, gepflegten Blumen und Sträuchern und einer farbenfrohen Vielfalt im Ziergarten. Bedenken Sie, dass auch das Auge mit kauft, und dass Ihr Besuch sich als Hobbygärtner auf zukünftige Stunden in Ihrem Garten freut. Er möchte eine schöne Gartenanlage übernehmen, nicht neu beackern.

Wenn Sie diese Tipps beherzigen und noch die eine oder andere eigene Idee hinzufügen, dann sind Sie auf Ihr Projekt Immobilienverkauf bestens vorbereitet. Alles was man sehen kann, können Sie per Bild oder Film festhalten und auf eine CD brennen. Sie haben so die Möglichkeit, dass sich Ihr Besuch auf die Besichtigung der Immobilie vorbereiten und schon etwas freuen kann. Den Rest ergänzt die Dame des Hauses mit ihrem Charme, und der Hausherr mit der gebotenen Eloquenz.

Langfinger beim Immobilienverkauf

Das Böse lauert immer und überall. Das musste kürzlich auch Herr S. erfahren, als er seine Eigentumswohnung verkaufen wollte. Er schaltete eine Anzeige in der regionalen Tageszeitung und war guter Dinge. Seine Dreizimmerwohnung in hervorragender Lage war in einem tadellosen Zustand und zu einem fairen Preis zu haben. Herr S. hoffte, dass der Verkauf in kurzer Zeit abgewickelt sein würde, damit er entspannt in den Urlaub fahren und anschließend seinen neuen Job im Ausland antreten konnte. Bald meldeten sich die ersten Interessenten. Herr S. vereinbarte einen Besichtigungstermin nach dem anderen, wartete auf versprochene Rückrufe. Meistens leider vergeblich. Aber er wusste ja, dass Geduld der Schlüssel zum Erfolg ist.

Eine Überraschung der anderen Art
Nach etwa einer Woche hatte Herr S. zwar einem Dutzend potenzieller Käufer seine Eigentumswohnung vorgeführt, war aber noch keinen Schritt weiter gekommen. Ein leichte Nervosität breitete sich in ihm aus. Seit zwei Tagen hatte niemand mehr angerufen. Er überlegte, ob er eine zweite Anzeige aufgeben sollte, vielleicht in einem überregionalen Blatt. Da klingelte sein Handy, eine unterdrückte Nummer, hinter der sich eine sonore Stimme verbarg. Der Herr erkundigte sich nach Details und drängte auf einen raschen Besichtigungstermin. Nur wenige Stunden später erwartete Herr S. den Interessenten, der sich mit Müller vorgestellt hatte. Herr S. wartete vergeblich. Der Urlaub rückte näher. Danach blieben noch zwei Wochen Zeit, um einen Käufer für die Wohnung zu finden. Herr S. war noch immer voller Zuversicht und wie vom Blitz getroffen, als er aus den Ferien zurückkehrte. Seine Wohnung glich einem Schlachtfeld. Wahllos verstreut türmten sich auf dem Boden Gegenstände, die vor der Abreise in Regalen und Schränken aufbewahrt worden waren. Ein Scherbenhaufen. Außerdem fehlten Bargeld, Fernseher, Stereoanlange und die Münzsammlung von beträchtlichem Wert. Herr S. rief die Polizei. Ein junger und ausgesprochen höflicher Kommissar wurde hellhörig, als Herr S. beiläufig erwähnte, dass er Wohnung verkaufen wolle. Jetzt seien aber wohl erst einmal Aufräumungsarbeiten angesagt. Ob er jemand von seinen Urlaubsplänen erzählt habe, wollte der Kommissar wissen. Herr S. brauchte nicht lange zu überlegen. Jenen Herrn Müller hatte er eingeweiht. Der Fall war klar, wenn auch noch nicht geklärt.
Besichtigung mit Folgen
Frau W. hatte sich mit knapp 84 Jahren entschlossen, in eine Seniorenresidenz überzusiedeln und beauftragte ihren Neffen Sebastian mit dem Verkauf ihres Hauses. Sebastian war unerfahren im Immobiliengeschäft, aber ehrgeizig, zumal  die Tante ihm eine großzügige Provision in Aussicht gestellt hatte. Sebastian setzte Annoncen in diverse Blätter und freute sich über die Resonanz, die seine Erwartungen übertraf. Gut gelaunt führte er die Kaufinteressenten durch das Haus der Tante, die es vorgezogen hatte, für eine Weile eine Freundin zu besuchen. Mit der Zeit entwickelte der Neffe eine gewissen Routine und ein Gespür dafür, ob der Interessent ernste Absichten hatte. Eines Tages war Sebastian mit einem Ehepaar Lauer verabredet, solvent und absolut vertrauenswürdig, so sein erster Eindruck. Die Lauers erschienen auf die Minute pünktlich und waren sofort „entzückt“ von dem Haus. Es schien Liebe auf den ersten Blick zu sein. Sebastian frohlockte. Auch gegen den Preis hatten die Lauers keine Einwände.
Ende mit Schrecken
Sie strichen durch alle Räume. Herr Lauer drängte es plötzlich  in den Garten, wo er sich weitschweifend und anscheinend kenntnisreich über die Gartenarchitektur vom  Barock bis zum Jugendstil ausließ. Sebastian hatte auf diesem Gebiet keinen blassen Schimmer und nickte fortwährend zustimmend. Frau Lauer war unterdessen im Haus geblieben. Ausgestattet mit einem Metermaß und einem Notizblock – beides hatte sie aus ihrer überdimensionierten Handtasche hervorgezaubert – wollte sie die Räume ausmessen. Herr Lauer wechselte abrupt das Thema und sprach auf einmal über die Vor- und Nachteile der Viererkette im modernen Fußball. Auch davon hatte Sebastian nicht die geringste Ahnung. Geduldig hörte er zu. Die Zeit verging sprichwörtlich wie im Fluge, als endlich Frau Lauer zu den Männern trat und ihrem Gatten einen vielsagenden Blick zuwarf. Das Ehepaar Lauer hatte es auf einmal ziemlich eilig. Sie gaben vor, noch einige Dinge mit ihrer Bank besprechen zu müssen und versprachen, sich gleich darauf bei Sebastian zu melden. Das Haus sei so gut wie gekauft. Sebastian winkte den netten Lauers hinterher, ging gedankenversunken ins Haus und suchte nach seinem Handy, das er vorhin auf die Anrichte in der Küche gelegt hatte. Aber das lag es nicht mehr. Mit dem Handy war auch der wertvollere Teil des Schmucks der Tante verschwunden. Sebastian ahnte, dass er das Haus wieder nicht verkauft hatte.
Augen auf beim Verkauf
Wer seine Immobilie verkaufen will, freut sich über jeden Interessenten. Schließlich sollen Haus oder Wohnung möglichst schnell und umstandslos verkauft werden. Die genannten Beispiele zeigen, dass auch beim Verkauf einer Immobilie Kontrolle und ein gesundes Misstrauen die besseren Ratgeber sind. Wer wie Herr S. am Telefon vertrauliche Informationen an einen wildfremden Menschen weitergibt, fordert das Pech geradezu heraus. Gelegenheit macht Diebe. Und wenn der Dieb weiß, dass eine Wohnung über einen längeren Zeitraum unbewohnt ist, kann er in aller Ruhe und ziemlich risikolos seinem „Handwerk“ nachgehen. Im Fall von Sebastian hat ebenfalls Leichtsinn dem Gaunerpärchen die Arbeit erleichtert. In Erwartung eines baldigen Kaufabschlusses hat der Neffe sich von den beiden einlullen lassen. Dabei konnte er nicht einmal sicher sein, tatsächlich die Lauers vor sich zu haben. Wer privat eine Immobilie verkauft, sollte jeden Interessenten zunächst höflich um den Ausweis bitten und sich Name und Anschrift notieren. Seriöse Käufer werden dafür Verständnis haben.